Die große Grenze

Zukunftsroman

AutorIn: Günther Krupkat

Verlag: Edition Digital

Erscheinungsjahr: 2019

Auflage: 1. Auflage

Zusatzinformationen: 491 Seiten

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-96521-147-6

  • Versandkostenfrei

    ab 25 Euro

  • Sicheres Bezahlen

    100% Sicher bezahlen

E-Book (EPUB) € 8.99

in den Warenkorb
Hauptbeschreibung
In kühner Voraussicht schildert Günther Krupkat in seinem 1960 erschienenen Roman „Die große Grenze“ bereits vor dem ersten Weltraumflug des sowjetischen Kosmonauten Gagarin, wie ein solches bedeutsames Ereignis vor sich gehen kann. An zwei Stellen der Erde wird intensiv an der Verwirklichung des Raumfluges gearbeitet. Während in der sowjetischen Stadt Utro die Sicherheit des Astronauten und die exakte Durchführung des Versuchs im Vordergrund aller Überlegungen stehen, herrscht auf Cap Caroline fieberhafte Nervosität. Es geht auf Biegen oder Brechen, denn den maßgebenden Leuten ist daran gelegen, den sowjetischen Vorsprung auf dem Gebiete der Raumfahrt aufzuholen.
In dieser von Gegensätzen beherrschten Situation nimmt die packende Handlung ihren Lauf. Am Ende aber triumphiert der Geist der Verantwortung und der kameradschaftlichen Zusammenarbeit, der allen ehrlichen Wissenschaftlern eigen ist.


Erster Teil
Die Angst
Hinter den „Bänken“
Party im Hause Bosworth
Die Uraniden
QBM meldet …
Alarm in Maystone
Signale
Zukunftspläne
Gespräche am Vormittag
Zweiter Teil
Jahre später
Thaumasia
Über mir der Erdball
Die Brücke
Big Brother
Dr. Frank Leslie
Stadt in der Steppe
Raumflieger von morgen
Cap Caroline schweigt
Drei Männer
Landung auf dem Planeten
In dieser Nacht
„Ikarus“ fliegt
Dritter Teil
ln Moskau
Die Katastrophe
Sechsunddreißig Stunden
Die Alternative
Entscheidung
Sturm über Cap Caroline
Sonneneruption
Versuchung
Wrack im All
Die große Grenze ist gefallen
Vierter Teil
Heimkehr
Tal des Todes
Polaris

Geboren am 5. Juli 1905 in Berlin, gestorben am 14. April 1990 in Berlin
Sein Entwicklungsgang wurde durch die Folgen der Inflation beeinflusst. Er musste das Ingenieurstudium aufgeben und arbeitete zunächst als Monteur für Hochspannungstechnik. Gleichzeitig schrieb er mit Erfolg Kurzgeschichten. Seine ersten Romane dagegen wurden abgelehnt, weil er sich weigerte, die sozialkritische Aussage nach den Wünschen der Verlage zu verändern. Jahrelang war Günther Krupkat beim Funk als Leiter der Pressepropaganda tätig, bis die Faschisten ihn, den kommunistischen Betriebsratsvorsitzenden, verdrängten. Illegale Arbeit, auch nach seiner Einberufung zum Kriegsdienst, und schließlich Desertion runden das Bild des antifaschistischen Kämpfers ab.
Nach Kriegsende war er zunächst stellvertretender Pressechef im Berliner Polizeipräsidium, danach Chefredakteur einer Zeitschrift für den demokratischen Staatsaufbau. Erst zehn Jahre später konnte er sich wieder der literarischen Arbeit zuwenden. Die nun in rascher Folge erscheinenden Erzählungen, Schauspiele, Fernsehspiele und Romane machten ihn einem großen Leserkreis bekannt.

Bibliografie (Auszüge)
Erzählungen
1956: ''Gefangene des ewigen Kreises'' (Das neue Abenteuer Nr. 86)
1957: ''Kobalt 60'' (Das neue Abenteuer Nr. 114)
1957: ''Nordlicht über Palmen'' (Kleine Jugendreihe Nr. 4/57)
1969: ''Insel der Angst'' (erschienen in der Anthologie ''Das Molekular Cafe'' beim Verlag Das Neue Berlin)
1974: ''Das Duell'' (erschienen in der Anthologie ''Das Raumschiff'' beim Verlag Neues Leben)
1975: ''Bazillus phantastikus'' (erschienen in der Anthologie ''Der Mann vom Anti'' beim Verlag Das Neue Berlin)
1975: ''Der Mann vom Anti'' (erschienen in der gleichnamigen Anthologie beim Verlag Das Neue Berlin)
Romane
1956: ''Die Unsichtbaren'', Verlag Volk und Welt und Gelbe Reihe
1957: ''Das Schiff der Verlorenen'' (Titanic-Roman)
1958: ''Das Gesicht'' (1962 auch Fernsehspiel)
1960: ''Die große Grenze'', Das Neue Berlin
1963: ''Als die Götter starben'', Das Neue Berlin
1968: ''Nabou'', Das Neue Berlin


Es ging zu Ende.
Die Beleuchtung in der Kabine des „Ikarus“ war erloschen. Nur noch die Skalen am Instrumentenbord glimmten und die Lämpchen der Funkanlage. Man hätte die Ersatzbatterien anschließen können, doch den Männern fehlte Kraft und Willen dazu.
Auch die Gravitationsmaschine hatte ausgesetzt. Die künstliche Schwere war geschwunden. Durch den kleinen Raum trieben allerlei Gegenstände wie in sanft strömendem Wasser: Carrys Schreibstift, ein paar Zettel, ein schwerer Schraubenschlüssel. Alles hatte sein Gewicht verloren. Auch die Männer. Sie verharrten in sonderbaren Stellungen auf ihren Plätzen, als hätte sie ein plötzlicher Tod überrascht und erstarren lassen. Aber noch lebten sie. Bewusstlos rangen sie um den letzten Rest atembarer Luft, und unter den kurzen Stößen der Lungen pendelten ihre Körper wie Leichen am Grunde des Meeres.
Harriman hob den Kopf. Das Weiß der aufgerissenen Augen leuchtete im Halbdunkel. Entsetzt schaute er auf Roberts, der halb auf dem Ruhebett lag, halb in der Luft hing. War der schon tot? Und Bosworth? Harriman streckte die Hand nach ihm aus. „Bosworth!“
Ein unverständliches Murmeln war die Antwort. Harriman beugte sich vor, versuchte Carry ins Gesicht zu sehen. Es war kalkig, mumienhaft. Die Lippen hatten einen violetten Farbton angenommen, „Bosworth!“, hauchte Harriman. „Die Sprengkapsel! Es hat … keinen Zweck mehr …“
Carry öffnete die Augen. Sein Blick glitt zum Bildschirm. „Bald … werden sie . .. hier sein, bald …“ Sein Kopf neigte sich, aber er blieb über den auf den Tisch gestützten Armen schweben. „Wir müssen ausharren, Harriman! In spätestens …“ Die Worte gingen in grässlichem Röcheln unter.
Zittern überlief Harriman. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Das Herz pochte schwer und drohend. Er stierte auf das Fernsehbild. Die Erde! Sie kam näher und näher. Der graue Fleck dort war der Ozean, die heilen Partien Kontinente, darauf grünliche Schatten … Wälder, weite, herrliche Wälder unter strahlendem Himmel. Und über allem der blaue Schleier. Luft, köstliche, reine Luft! Wie am Strande von Maystone …

Zur gleichen Minute gab die amtliche Nachrichtenagentur aus Utro bekannt: Das sowjetische Raumschiff AR-2 ist unter Führung des Chefpiloten Gorowin zur Rettung der „Ikarus“- Besatzung gestartet. Die AR-2 ist eine mit Ionenstrahltriebwerken ausgestattete Großrakete für interplanetare Flüge. An Bord befindet sich eine siebenköpfige Mannschaft, darunter die Raumfahrtmedizinerin Nina Saltkowa.

Als die Meldung in allen Ländern Stürme der Begeisterung auslöste, hatte sich die AR-2 schon weit von der Erde entfernt und zog mit abgestellten Motoren in einer großen Spirale um den Planeten.
Gorowin schritt den Mittelgang entlang. Er war zufrieden. Bis jetzt hatte alles tadellos funktioniert. Er musste an seinen ersten Raumflug denken. Damals, in der engen Behausung, die nicht viel mehr als eine geräumige Tonne war, hatte er davon geträumt, einmal in einem Raumschiff zu stehen. Nun war der Traum Wirklichkeit. Er ging durch sein Raumschiff und die Gedanken flogen voraus in die nächste Zukunft. Ja, jetzt würde die Weltraumfahrt beginnen, jetzt würde die große Grenze endgültig überwunden sein!
Er kam zum Steuerraum. „Alles in Ordnung?“, fragte er Murian, der als Zweiter Navigator die Programmsteuerung überwachte.
„In bester Ordnung!“, meldete Murian.
„Suchen Sie den ,Ikarus'?“, wandte sich Gorowin nun an Nina, die vor einem der Bildschirme stand. Sie gab sich vergeblich Mühe, ihre Aufregung zu verbergen.
„Ich sehe ihn noch nicht“, sagte sie ungeduldig.
Er lächelte. „Das können Sie auch nicht, denn er ist hinter uns.“
„Hinter uns?“
„Ja. Wir laufen vor ihm her.“
Nina krauste die Stirn. „Lassen Sie diese Scherze.“
„Keine Scherze, weise Medizinfrau. Die AR-2 liegt bald auf einer Kreisbahn, die erst im Perigäum dem Kurs des ,Ikarus' entsprechen wird. Dort werden wir ihn erwischen. Im Weltraum muss man eben oft seltsame Wege wählen, um zum Ziel zu kommen.“
„Diesen Punkt werden wir haargenau treffen?“, fragte Nina zweifelnd.
„Haargenau!“ Er schaute auf den Hauptchronometer. „In einer Stunde, vierzig Minuten und achtzehn Sekunden. Dafür sorgen schon unsere elektronischen Rechenmaschinen.“
Und stolz fügte Murian hinzu: „Die AR-2 ist ja ein Raumschiff, das heißt eine Rakete mit eigener vollautomatischer Navigation.“
Sinnend blickte Nina auf den Bildschirm. Über ihnen rollte ein Stück Erde mit dem australischen Kontinent hinweg. Unten im dunklen Firmament stand grellleuchtend die Mondsichel vor Wolken bunter Sterne. Nicht weit davon zog der orangefarbene Mars seine Bahn. Klar und fast greifbar nahe erschienen die Himmelskörper. Nina versuchte sich das Wiedersehen mit Carry vorzustellen. Würde er überhaupt noch leben? Oder kamen sie zu spät? Der „Ikarus“ antwortete nicht mehr! Sie schrak aus ihrem Grübeln auf, als Gorowin sagte: